Harms Bellin

Harms Cyrill Bellin


Sterbenswörtchen

Wie lange lebt ein Wort, oder besser gefragt, wie, wann und wo leben Wörter oder woran sterben sie? Haben Wörter einen Stoffwechsel und wenn, wie halten sie ihn aus? Jedenfalls lassen sich Worte wechseln und manchmal soll sogar etwas dabei herauskommen.

Ich will es kurz machen: Lasst Worte sterben und Menschen leben, umgekehrt ist es leider die Regel, denn es sterben meist Menschen für oder durch Worte.

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Erdbeeren

Dies ist aber noch nicht alles, ein Strohhalm fällt geknickt zu Boden, ein Pferd scheint zu lachen, die eigene Hand gleitet über deinen Schenkel - es hat sich nichts geändert. Und doch wolltest du noch einmal darauf zurückkommen, weil du nicht im selben Zug mit mir zur gleichen Zeit abgefahren bist, drücke ich irgendwo die Zitrone alleine aus ohne mich zu beklagen – die Süße der Erdbeere reizt uns im Stillen.

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Das Eichhörnchen

Ein Flugzeug steigt gerade auf und irgendwo reibt sich jemand die Augen rot, denn der Hahn hat schon lange keinen Mist mehr zum Krähen; er tut es dennoch und niemand wundert sich, aber alle fühlen sich gestört.

Irgendwo sitzt jemand im Glashaus, kann nicht heraus und wirft mit Wattebäuschchen. Ein Eichhörnchen, welches gerade eine Nuss vergräbt, stört dies überhaupt nicht, im Gegenteil. Ein alter Herr putzt sich die Brille, obwohl er keine Zeitung lesen will, behauptet er trotzdem, gut gespeist zu haben.

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Der rote Faden

Die Langweiler des Geistes ziehen ihre Kreise durch die Menschheit – wie ein roter Faden gewirkt durch die Epochen.

Als wollten sie die Evolution bestechen, ja gleichsam ad absurdum führen in blöder Machtgeilheit und Größenwahn sich selbst zum Schöpfer erhebend - sogar die Gesetzmäßigkeiten des Alls in dummer Selbstüberschätzung ignorierend.

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Der Nachtfalter

Das Verlangen einer Taube gilt nicht immer dem Brotkrumen, denn der Rennfahrer gibt nur auf gerader Strecke Vollgas und es stellt sich nach dem Essen nicht immer Wohlbehagen ein. Es kann auch passieren, dass ein Nachtfalter sich die Flügel am Mond verbrennt, obgleich jemand nach dem Leeren eines Bierglases rülpst. Jedoch interessiert dies Alles eine schöne Frau nicht, obwohl sie sich gegen die Sonne einölt, verbrennt trotzdem ihre Haut. Ein Erlebnis jagt das andere, aber was hat die Rose davon, wenn sie nicht blüht?

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Harms Cyrill Bellin

*1946 in Hamburg, Malerpoet, schreibt Lyrik, Prosa, Essays

Stationen: Malergeselle, Polizist, Studium Freie Malerei an der HfBK Hamburg

Über das Schreiben: „Den Malern wird oft Maulfaulheit vorgeworfen. Daher habe ich beschlossen, mich zeitweilig auf die Seite der Maulhelden und Schreibtischtäter zu begeben, um somit diesem Vorurteil mundgerecht Paroli bieten zu können.“

2011 Gründung des Werkgehöftes ZweiKuenstler mit der Galerie E.R.O.S.A in 19357 Karstädt, OT Mankmuß.

Literarische Projekte:

„Nachtrasur im Paradies“ 2013

„im Rausch der Sinne“ 2014

„Feuer & Flamme - Erotisches zur Nacht“ 2014

„Bogensprünge - von skurril bis erotisch“ 2015