Ursula Kramm-Konowalow


Ursula H. Kramm-Konowalow



bahnhof baek stillgelegt


und wir saßen auf der rampe

dennoch

erinnerten wir manchmal

das uns so vertraute schnaufen

einer dampflok

die ihren leib in

den bahnhof hineinstößt

wie den siegeston der fanfare


wenn wir einander erzählten

von unseren fahrten

und dem zügefahren

legten die worte gleise aus

ließen sie mitten

durch unsere herzen gleiten

und wir erklärten den still

gelegten bahnhof zur galerie

unserer lebensfahrten


und jetzt lieber freund

das sei so mit den bahnhöfen

wer ankommt

fährt auch einmal weiter


lass uns einst wieder die wagen

mit den roten quadraten

auf jene gleise stellen

die die bahnstationen

aller gezeiten verbinden

wohin es kein ticket benötigt

nur die ausrufung des momentes

der verschmelzung aller

einfahrten zu uns selbst



die poesie sei nur ein spiegelbild


und ein gedicht nur täuschung

die flüsse wären ein poem

die monde hätten eine barke

die sonnenblume trüge ihren

schoß im korb am henkel


in seiner barke schwimmt

im Löcknitzlauf der mond

in einer hand das ruder

noch offen in der anderen

geschlungen und verflochten

sein sonnenkorb


es gäbe ein geflüster

geraune und getuschel

dann spräche jemand

andächtig mein gedicht



flirrende schillende schöne zeit


sie ist ein wort

ein kick, ein rotz, ein federleicht

ein bass mit sekundenschlag


dein beitel

dein schlaf

ein abendbrot

die lunte


ratz fatz

so rauscht daher

ganz pausenlos dir zeit



Foto: Baak

Ursula Henriette Kramm-Konowalow


*1952 Biesenthal, nach Lehrerausbildung in Neuzelle und Studium der Theologie in Jena und Berlin, Arbeit in allerlei Berufen, drei Kinder.

Freie Autorin, schreibt Prosa und Lyrik und Märchen.

Ihr fünfter Lyrikband „Mondkadenzen“, mit Bildern von Harms C. Bellin, erschien 2012 im Treibgut Verlag Berlin.

- 2013 Silberbergpreisträgerin für Lyrik

- 2012 Preisträgerin der Wettbewerbe „Worte gegen rechts“ des Verbandes Deutscher Schriftsteller 

- 2011 Preisträgerin „Friedenslesung“ des Kulturrings Berlin

- 2010 Preisträgerin im ersten Ostseelyrik-Wettbewerb

Ihr erster Prosaband „Bogensprünge“, 14 Erzählungen mit Bildern von Harms C. Bellin, ist im Verlag Märkische Lebensart erschienen.

Die Autorin lebt in der Künstlergemeinschaft „KG Werkgehöft ZweiKuenstler“, Mankmuß zusammen mit dem Maler Harms Cyrill Bellin.


Wichtigste Veröffentlichungen: 

bogensprünge, 14 Erzählungen mit Bildern von Harms C. Bellin, (Edition Märkische Lebensart, Storkow 2013)

mondkadenzen, Gedichte mit Zeichnungen von Harms C. Bellin, (Treibgut Verlag Berlin 2012)

gelbe turbane, Gedichte (Tenea Verlag Berlin 2007)

blaue verse für das morgen, Lyrik, deutsch/rumänisch, (Athena, Verlag Oberhausen 2002)

noctis, Lyrik (Prignitzpresse Plattenburg, 1995)


KONTAKT: Mankmußer Dorfstraße 19, 19357 Karstädt-Mankmuß

Telefon: 038797 54928  E-mail: henriettedieerste@hotmail.de