Uwe Carow

2012

Literaturpreisträger


Uwe Carow



Sechs Gedichte aus dem Zyklus "Station UC"


(Alle Rechte liegen beim Autor.)




WIE OFT WILLST DU NOCH WIEDERKOMMEN


Noch bevor ich


Stellung halten kann


Im Hundsgemein des Tages


Wird mir der Blendladen


Weggeschossen


Bis längst der Kieferknochen


angewachsen


Der Gaumen gewölbt


Und die Zunge frei beweglich ist


Wie oft noch


Bis die Zähne angeglichen sind


Und die Schädelplatten schwimmen


Auf deinem eingefalteten Gehirn


Bis du endlich stehen kannst


Aufrecht


Und sprichst das erste Wort




MIT OFFENEN AUGEN

JETZT FAHREN DIE SCHIFFCHEN


Blicklos am Grund treibend


Tonlos laufend


Rangezoomt


Über die Fliesen


 


Zu dir ins Gerät


Starrt es durchs Wasser


Hinauf in den Himmel


Geborgen, seziert und begraben


Nicht mehr


 


Verwackelt aufgenommen die


Gefalteten Hände herausgerissen


Aus der Natur geschlagen, getrieben


An abertausend Wände


Betend in guten Stuben


 


Sicher


Froh


Hast du alles


Was es braucht


Wenn es soweit ist



Trompetend an dir vorbei


Schnapp dir dein Sushi bevor


Thai wieder in ist


Und die Post


 


Aus deinem Briefkasten quillt


Hilflos plemplem drehen sich Nachbarn


Auf ihren Stühlen ganz sicher


Einen Halt im Teppich zu finden


Einmal herausgekippt


 


Ist niemand mehr draußen


Und im Lebensquell versickern


Die großen Pläne der Wirtschaft


Als Suppe in den Jogginghosen


Der gemeinsamen Mahlzeiten


 


Froh nicht mit stierem


Blick im Nachthemd


Die Menschen auf der Straße


Zum rechten Glauben zu bekehren


Gibt es denn ein Fundament



WEGGEKIPPT AUFGESETZT

IM STROMVERSATZ DER ANGST


An den Schrank


Geschlagen die Sprache


Verloren


An letzte Zeichen


 


Rotbraun ins Laken


Verschmiert im Bilderstau


Freigegeben zum weg


Spritzen


Mit verrenktem Arm


 


Abgeprallt mit Hautverlust


Unter wuchtigen Knien


Zielstrebig die Nadel


Gesetzt mit


Hochgeschlagenem Kragen


 


Die Blöße schamlos


Verdeckt


Halten die Lederfesseln


Auch im brüllenden


Kippen der Tür


Anderer Leute


Die angepeilten Orte


Mit schmutzigen Nägeln


Im freigelegten Fleisch


Unter eitriger Haut verfehlt


 


Vorbei das Schlafen


Nicht mehr


Unsterblich endlich


Auch das Essen abgewöhnter


Ballast jetzt


 


Verschollen hinter Milchglastüren


Neben Kübelpflanzen


Das Zentrum erkannt


Als verschlüsselte Nachricht


Auf codierten Magnettafeln


 


Die tägliche Dosis


Unter der Zunge gedreht


Gehst du nicht mehr


Warum nicht


Ich brauch doch keinen Schlaf mehr